Tourtag 2 - Donnerstag 7. Juli 2011
Vor 7 Uhr schaffte ich es aus den Federn, kurz nach 9 Uhr war ich unterwegs. Der Sohn der Hausbesitzerin meinte noch, das der Tag heute schön werden würde. Najah, er sollte nicht ganz aber doch ziemlich falsch liegen.
Zuerst ging es über den
Brenner(i). Gestern schrieb ich, der wäre nicht so langweilig wie gedacht, aber das galt wohl nur für das nördlichste Stück. Danach kommen viele Ortschaften, weniger Landschaft und weniger Kurven. Und auf der Passhöhe sah es Richtung Süden durchwachsen aus, und es wurde kalt.
Also provisorisch die Regenjacke angezogen, Tankrucksack kondomisiert, dicke Handschuhe raus, und weiter gings. Und zwar zum
Jaufenpass, den ich mehr als Verbindungsetappe ansah. Kaum Fotos machen, sondern schnell drüber fahren und die Aussicht genießen. Oben angekommen, hatte ich dann herrlichste Aussicht.
Schon bei der Fahrt nach oben kam ich in leichten Regen, der nach oben hin von dichtem Nebel abgelöst wurde. Kaum 20 Meter Sicht, besonders auf der Südseite. Aussicht gleich Null, wenigstens oben herum, unten wurde es mit der Zeit dann besser.
Den passiert, war eigentlich der ursprüngliche Plan, westlich des
Mendelpass ein paar Pässe abzufahren. Das habe ich aber verschoben, nun wollte ich schnell rüber zum
Stilfser. Einfacher gesagt als getan, denn die Verbindungsstraße zwischen
Meran und dem
Stilfser ist extrem nervig, viele Ortschaften, Ampeln, Verkehr ohne Ende. Von
Meran will ich erst gar nicht reden.
Am
Stilfser angekommen, fing es wieder leicht an zu regnen, später wurde es mehr als nur leichter Regen. 48 Kehren rauf, alles auf nasser Piste, herzlichen Glückwunsch.
Oben, wie schon am
Jaufenpass, pottendicker Neben, Sichtweite unter 20 Meter. Mit beschlagenem Visier nochmal ein paar Meter weniger. 48 Kehren auf nasser Piste rauf, das geht ja noch, der Berg bremst immerhin mit. Aber dann nochens welche bergab, das war spannend. Glücklicherweise waren nicht alle davon nass, die Letzten konnte ich genießen.
Plan war eigentlich, drei Schotterpisten zu nehmen: Die um den
Lago di Cancano, die westliche Zufahrt rauf auf den Fraele, und eine in der Nähe liegende Stichstraße. Aber bei nassen Wetter, noch dazu alleine unterwegs, näh, lieber nicht.
Plan-B war allerdings auch nicht uninteressant. Eine Auffahrt hoch zum
Passo di Foppa fehlte mir noch. Die Einfahrt habe ich auch gefunden, jedoch fand da grad ein Radrennen statt!
Wattn Mist, wieder geht Zeit verloren. Die Carabinieri meinten, in 5 Minuten wäre die Straße wieder frei. Oder in 10, oder 30. Gut, also erst noch zum nächsten Supermarkt, Futter einkaufen und gleich einwerfen. Zwischenzeitlich sind mir noch zwei Harley-Fahrer über den Weg gelaufen. Die kamen aus Norwegen (!), alles auf den Hobeln gefahren. Sehr witzige Typen, auf dem Weg zum Harley-Treffen in
Lugano.
Dann kam der zweite
Foppa-Anlauf. Und nun sollte es klappen, keine Straßensperrung weit und breit. Also die nördlichere der beiden Westrampen den Foppa hinauf, die etwas breiter aber meines Erachtens nicht ganz so interessant ist, und auf der Passhöhe wieder ein kleines Päußchen einlegen. Es war die letzte Stunde zwar warm und trocken gewesen, ganz traute ich dem Braten aber nicht. Zurecht, denn während ich auf der Passhöhe stand, zogen wieder dicke Wolken auf und es fing wieder an zu regnen. Hier ein Bild, das ein paar Minuten später aufgenommen wurde, und in Etwa die Wetterverhältnisse wiederspiegelt.
Verdammte sch... sch ... scheiße. Langsam fing das Wetter an zu nerven. Bis dahin war ich noch gut davongekommen, immer hörte der Regen nach einer Zeit wieder auf. Das hoffte ich auch diesesmal, und machte mich auf die nächste Streckensuche. Kurz unterhalb der Passhöhe des
Foppa geht es hinauf zum
Col die Val Bighera. Eine rattig asphaltierte Straße, kaum eine Spur breit. Superschön, wäre da nicht das miese Wetter gewesen.
Bei der Piste handelt es sich um eine Stichstraße, die am Ende geschottert ist. Bis dahin bin ich nicht gefahren, am höchsten Punkt habe ich gewendet.
Nicht ohne mich vollends in Regenklamotten einzutüten. Also, nasse Strecken zu fahren, das geht ja noch. Aber rin in de Klamotten und russ us de Klamotten, das ging mir gewaltig gegen den Zeiger. Gerade die Regenhose, die zieht sich ja richtig bequem an. Stehste da in der Prärie, hüpfst auf einem Bein, versuchst das andere in die Hose zu stopfen. Bleibt der Reisverschluss hängen .... tob!
Danach ging es zurück Richtung
Foppa. In der Nähe habe ich übrigens auch die echte, wahre und einzige Passhöhe des
Mortirolo gefunden.
Aber dazu nach dem Urlaub mehr. Vom
Foppa zweigt der
Guspessa(i) nach Osten ab. Den wollte ich unbedingt noch mitnehmen, obwohl es stark am regnen und schon nach 19 Uhr war. Herrlich nettes Pistchen. Viele Kuren, dichter Wald, nur eine Mini Fahrspur breit. Mit guter Aussicht auf die Ostrampe des
Aprica, wenns nicht grad son Wetter hat wie heute.
Durch die immer dichter werdenden Wolken wurde es dazu auch noch richtig dunkel. Meine lichtstarke
Canon G11 hat sich gut ins Zeug gelegt, denn so hell wie auf den Bild war es in Wahrheit lang nicht. Regen, Nebel, beschlagenes Visier, kein Tageslicht, was kann da schon schiefgehen.
Außer das es anfangen könnte zu schütten, richtig schön eimerweise kam das Zeuch runter. Als dann auch noch ein Blitz gefühlte 10 Meter vor mir einschlug (ok, lasset einen Kilometer gewesen sein), überlegte ich, wie oft wohl schon ein Biker von einem Blitz getroffen wurde, und was von dem übrig bleiben würde. Leider habe ich das entsprechende Blitz-Bild nicht aus dem Video meiner Helmkamera extrahieren können, muss ich nachliefern.
Unten im Ort
Aprica angekommen, habe ich das erstbeste Zimmer genommen. Ich war gut nass, es regnete noch immer, ich hatt keinen Bock mehr. Bei dem Preis fürs Zimmer (50 Euro für ÜF) musste ich allerdings kurz schlucken, war mir dann aber schnell egal. Wahrscheinlich wirds die teuerste Unterkunft in diesem Urlaub, aber dafür sitze ich im Trockenen, noch dazu in einer Ferienewohnung (inklusive eigener Küche, von der ich leider nix habe, da kein Schnitzel zur Hand). Internetzugang gibts hier auch nicht, somit muss die Veröffentlichung der beiden ersten Tour-Tage (diesen hier eingeschlossen) noch warten.
Vom Wetter her ist der Tag anpissungsmäßig ziemlich hoch anzusiedeln. Dreimal Regen, und am Ende so richtig, das kotzte schon an. Dagegen
Stilfser Nordrampe bei Regen und Nebel, sollte man Mal ausprobiert haben.
Und nu friere ich mir in der teuren Hütte auch noch den Hintern ab. Hatte eben kalten Füße und dachte "wo sind meine Hausschuhe?". Wehe, ich erkälte mich jetzt auch noch. Letztes Jahr um fast dieselbe Zeit am
Lago di Garda hatten wir sogar nachts noch 30 Grad, wie gerne hätt ich die jetzt.
Kann eigentlich nur besser werden. Morgen solls übrigens zum
Gardasee gehen,
Tremalzo(i) und Verwandtschaft warten.
Ciao,
Mä