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F**cking
Dienstag, 12. August 2014 - 19:00 Uhr

Vor ein paar Tagen habe ich die Beschreibungen von Serra de la Canya und Coll de Jou veröffentlich, und gleich dazu geschrieben, da wär wohl noch was gewesen.

Dazu will ich dann jetzt wohl kommen.
Denn da war tatsächlich nochwas.
Am Coll de Jou.
Vergessen wir nicht, ich war im Urlaub.
Ich.
Im Urlaub.
Erholen.
Gefälligst.
Keinen verdammten WL-Twitter, keine Letter-from-Hell, kein anderer Mist, kein nix.
Vor allem nix aufregen.
Nur ich und Moped.
Und Spaß.

Mitten auf der Strecke, in wirklich schöner Landschaft, wo herzerfrischendes Grün dominiert, eine romantische Naturpiste die Erkundung der wildwüchsigen Gegend erlaubt, sich Vögelein und Eichhörn guten Tag sagen ... da seh ich dann das hier:









Wisster, also, also näh. Das muss doch wohl nicht sein. Fracking, nebst Gentechnik das Zauberwort schlechthin. Beide zaubern der Menschheit zuliebe, natürlich.

Da frag ich mich wiedermal, was sich manche Leute denken. Was da für Prozesse im Hirn gewisser Menschen völlig aus dem Ruder laufen, ohne das sie von Arzt oder Polizei eingeliefert werden. Stattdessen landen die im Management und an der Börse. Wie anders als meine kann deren Evolution überhaupt verlaufen sein? Wahnsinnig schöne Gegend, Natur pur, alles intakt, und diese zweibeinigen Krankheitserreger denken nur daran, da tausende Tonnen Chemikalien in die Erde zu pumpen, um Retour Öl und Gas und Dollar und ...

Ruhig Martin, ruuuuhig, ruuuuigruhigruhig!

Schön locker bleiben.

Durchatmen.

Nah, geht wieder. Danke.

Eigentlich wollte ich nur das Foto hier präsentieren und mich kurz aufregen. Schnappschuß zeigen, schreiben wo und wann gesehen, und wieder sinnvoller Arbeit zuwenden, zum Beispiel >>100 fehlende Strecken betexten.

War nicht drin. Ich konnt die Finger nicht von lassen, musste noch bisl im Internet recherchieren. Gefunden habe ich tatsächlich mehrere Seiten, die über Fracking in der Gegend berichten. Östlich vom betroffenen Coll de Jou liegt der Ort Ogassa, der als Suchbegriff diente.

Eine Seite habe ich rausgepickt, hier das Original auf spanisch/katalanisch und hier don deutsches Google-Translatisierung. Die Übersetzung ist übelst Augenblut, wie zu besten Zeiten von Taufbecken und Hallo-Beschluß-Fotos, aber es wird ungefähr klar, worum es geht.



Natürlich geht es um den üblichen Kram. Geld, Arbeitsplätze, Wohlstand für die Region, keinerlei Risiken oder Unvorteile, soviel Gold wie sie nur essen könnten. Leider ist die Übersetzung derart schlecht, das ich kaum sagen kann ob die Politiker an der Lobby-Leine hängen oder ebenfalls dagegen protestieren, ich glaube Letzeres. Weiter will ich auf die Geschehnisse vor Ort des Jahres 2013 nicht eingehen, auf jedenfall ist das Plakat echt und aktuell, nicht etwa Teil eines Studentenulks.

Aaaaber ...

Der eigentliche Hammer kommt erst noch. Ich wollt grad das Browser-Fenster aufräumen, alle Tabs schließen die mit Suche und Finde zu tun hatten, da blieb mein Blick an einem bizarren Wortkonstrukt hängen.



Unkonventionelles Erdgas??? Was zum Henker ist denn das?

Ahhhh, ge-fracktes Erdgas. Soso. Aber eigentlich müsste es dann statt Fracking doch wohl Unkonventionelling heißen. Kommt noch, arbeiten sie wahrscheinlich dran. Unworte sind meist bös in aller Munde.

Wirklich abgefahren. Ich liebe nichts mehr als Schön-Sprech. Sie benennen Kotze einfach um, Petersilie drauf, und servieren es als Innovation. Wer nicht mitmacht ist doof.

Problem bei der Sache: Es funktioniert!
7 Milliarden Menschen auf dem Planeten, und 6,9 Milliarden davon sind naive Idioten.

Ich hab ernsthaft überlegt, wenigstens den letzten Satz im Sinne der gute Laune wegzulassen, weil sonst gleich wieder alle Idioten auf Durchzug stellen, aber ... .

Unkonventionelles Erdgas, kurz drüber nachdenken. Unkonventionell, das Wort hat den Klang von "modern", "kreativ", "neue Wege gehen", "nukleare Waffen", ... nein, das lassen wir weg, passt nicht. "neue Wege gehen", "alles wird besser", "Mut", "Zukunft".

Genau, da kommen wir langsam ans Ziel, denn "Zukunft" wandeln viele Primatenhirne ganz von selbst in "Kinder" um, und was viel Positiveres gibt es ja kaum. Sodenn, let's frac the Planet, für die Zukunft unserer mutigen Kinder. Ähnlich Doppelplusgutes steckt hinter dem Wort Patriot Act, und keinesfalls wollen wir die bunt-fröhlichen Begrüßungszentren vergessen, bloß nicht.

Was treibt eigentlich der Uli, der alte Einkommenabzugsoptimierer? Seine Strafe hat er tatsächlich angetreten, nur um sich kurz nach der Probezeit gleich einmal zwecks Herz-Operation für ein paar Wochen in eine Klinik für UpperClass-Patienten zu verabschieden. Wenn ich in den Knast muss, ich beantrag als erstes eine schöne Kur, seit Jahren hats bei mir tierisch Rücken.

Traurig ist, das viele noch nichtmal wissen, was dieses Fracking überhaupt ist.
Oder wenigstens davon gehört haben.

Worum geht es denn nun überhaupt?

Kurzform:
Um die un-nukleare (konventionelle) Version eines GAUs. Nur das Fracking ganz ohne Unfall auskommt, denn der ist Kern der technischen Vorgehensweise. Laut Definition brauchts für einen Unfall ein ungewolltes Ereignis. Demnach: Alles ist gut.



Langform:
Ziel ist es, bisher nicht erschließbare Erdgasvorkommen auszubeuten. Dazu zählen solche, bei denen das Gas in Gesteinsschichten gebunden ist, und man nicht einfach Rohre in den Boden rammen und die Pumpen anwerfen kann. Leider muss erst eine riesige Menge schmieriger Chemi-Kacke in ein Bohrloch gepumpt werden, die den Gasen buchstäblich den Weg frei-ätzt. Dann wird versucht, die Brühe wenigstens teilweise wieder abzupumpen und ordnungsgemäß zu entsorgen, um die Öffentlichkeit zu beruhigen. Alles bekommt man nicht raus, macht aber nichts, der Rest ist biologisch abbaubar.

Ähnlich den Kubik-Kilometern Erdöl, die vor ein paar Jahren in den Golf von Mexiko geflossen sind, von denen sieht man auch nichts mehr. Außer man ist pingeliger Querulant Schrägstrich Öko-Terrorist, und schaut genauer hin.

Solange Bohrung + sogenannte "Zusatzstoffe" (Zusatz = Mehrwert = gut) billiger sind als mit dem verkauften Gas eingenommen wird, lohnt sich die Sache. Laut unkonventioneller Infoseite beträgt der Anteil an Chemikalien Zusatzstoffen (Schön-Sprech!) maximal 2%, der Rest ist Wasser.

Leider wahnsinnig viel Wasser, sodas sich die winzigen 2 Prozent bei nur einer Bohrung gerne auf 20.000 bis 50.000 Liter zusammenläppern. Bei einer Bohrung wohlgemerkt, an ertragreichen Stellen gibt es ohne zu übertreiben hunderte solcher Löcher! Der Umstand wird gerne unter den Teppich gekehrt und hinter Maßeinheiten wie "Olympischen Schwimmbecken" versteckt (Sport => positiv => junge Leute => Kinder).

Wieviel sind den 50.000 Liter? Klare Antwort: 1/50tel olympisches Schwimmbecken, ein bis zwei 40-Tonner, oder zehn bis zum Rand gefüllte Honda CX-500.
Ich wiederhole es gerne: Für eine Bohrstelle. Nicht das Gemisch aus Wasser und Chemikalien, sondern nur die Chemikalien!

Entsprechend kommen wir bei hundert Bohrlöchern auf 2 olympische Schwimmbecken, hundert bis zweihundert 40-Tonner oder tausend Güllepumpen.

Die Indigrenzien dieses zweiprozentigen Cocktails sind nur auf den ersten Blick problematisch. Zitat: "Die meisten dieser Zusatzstoffe kommen auch in alltäglichen Haushaltsmitteln oder in Lebensmitteln und Getränken vor, die wir konsumieren."

Das Übliche eben. Also bloß keine Panik, jährlich sterben weit mehr Personen durch Blitzschläge als durch Salzsäure. Oder Glutaraldehyd, oder Ammoniumpersulfat. Und überhaupt, die Mickey-Maus-Bildchen interessieren doch eh niemanden.



Da beim Unkonventionelling tief gebohrt wird und weiter oben angesiedelte Grundwasserschichten vor der Pampe geschützt werden, ist der Mist selbstredend ...
1. völlig harmlos für die Umwelt
2. absolut unschädlich für die Gesundheit

Wie das aussieht, darf im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bestaunt werden.



Wieviel Vertrauen erweckt da der Satz "Den Kuchen habe ich selbst gebacken." ?
Ganz nebenbei lebt die Dame auf dünnem Eis, Diebstahl von Erdgas wird hart bestraft.

Nicht weiter tragisch, ist doch do-it-yourself bekanntermaßen Jobkiller No. 1.



Wer noch nicht deprimiert genug ist, kann sich bei Youtube - Stichwort Fracking umsehen.

Hat schon was Faszinierendes. Allein die Idee, Tanklastzüge an Chemikalien in genau den Boden zu pumpen, aus dem Trinkwasser gewonnen wird und auf dem Nutzpflanzen angebaut werden. Manche nennen sowas "Wahnsinn", andere nennen es "kreativ", wieder andere halt "unkonventionell".

Ach, wisst ihr was? Ich hör jetzt auf mit der ewigen Jammerei.

Das führt zu nix. Macht nur Streß. Und Streß ist nicht gut für die Gesundheit.

Ich bin schon knapp an die 30 (hust), hart an der Schwelle zum unjungen Sack. Um die Natur komplett zu zerstören werden die sicher noch Jahrzehnte brauchen. Bis dahin bin ich alt und senil, das Schädelinnere optimiert von Zusatzstoffen, was interessiert mich dann, ob die damaligen Kinder (die nichtmal die Meinen sind) einen intakten Lebensraum vorgefunden haben? Die sind dann im besten Alter, haben Kraft und drei Arme um alles wieder aufzuräumen. [Zensiert] drauf, Hauptsache unsere schöne Landschaft wird nicht mit Solarzellen und Windrädern verschandelt. Prioritäten Leute, Prioritäten!

Fracking, nein Danke ist mir Schnuppe. Punkt, Ende.
Wenn Mamas und Papas das ignorieren können, dann die Onkels ja wohl erst recht.

Wie äußerte sich (laut Google) der Bürgermeister von Vallfogona zu dem Thema?
"Wir müssen sehr auf sein."

Lass ich als Schlußwort gelten.

Mein Tipp: Besucht den Coll de Jou, solange er noch nicht nach Toilettenreiniger riecht.

Ungefähr das werde ich jetzt tun. Mit dem Blogbeitrag verabschiede ich mich in den Urlaub, sofern das Wetter es erlaubt. Wie letztes Jahr sind die Pyrenäen das Ziel, vielleicht schaue ich wirklich kurz am Jou vorbei und halte den Rüssel in die Luft.

Euch allen eine geruhsame Nacht.
Ma

PS: Niemand schreibt das Wort mit zwei 'u'.


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