Tourtag 3 – Donnerstag, 1. Juli 2010
Früh morgens aufgestanden, machte ich mich fix auf in den Frühstücksraum, nicht zuletzt weil ich herausfinden wollte, wie das mit dem Internet-Zugang aussah. Und begrüßt wurde ich vom Gastwirt so sympatisch wie nur geht. Was für eine Wohltat nach dem muffigen Typen vom Vortag. Der Besitzer des
Flexenhauses, das auch
Willi's Pilsstüble heißt, wird von Willy Mathis geleitet, der früher ein erfolgreicher Skirennfahrer war. Und nun hat er einfach nur gute Laune. Im Winter ist in seiner Stube einiges los, konnte ich von einem Stammgast erfahren.
Willy dagegen mein, das die Gäste in den vergangenen Jahren immer ruhiger geworden sind und auf Gesundheit achten. Die (winter-) abendlichen Bier-und-Korn-Schlachten würden heutzutage unblutiger ausfallen. Zum Frühstück meinte er z.B., das die Leute früher Wurst und Käse gegessen haben, nun wären es eher Obst, Joghurt und (auf die Müslies zeigend) "so einen Schmarn". Der Mann macht echt Laune. Schad, ein Foto habe ich von ihm nicht, aber eines vom Frühstück (das muss hier leider reichen)
Anschließend habe ich per WLAN das Wetter gecheckt, das Zimmer für noch einen Tag reserviert, und mich auf eine Rundreise begeben.
Erstes Ziel war der östlich meiner temporären Heimat
Stuben liegende
Arlbergpass, der schnell zu fahren war, wegen seiner Länge dauerte das aber seine Zeit. Breite Hauptstraße, hohes Tempo, gut wenn man vorwärts kommen will. Dahinter liegen mit
Landeck und
Imst zwei Kleinstädte, deren Durchfahrt ziemlich aufhält.
Das nördlich davon befindliche
Hahntennjoch war wieder herrlich zu fahren. Kleine Straße, viele Windungen, meist guter Asphalt und lange Zeit an beeindruckenden Schluchtwänden entlang. Nicht nur ich wollte da lang, wobei der Pass eindeutig in Hand der Zweiradfahrer war, der Beweis als 3D-Foto.
Auf der kleinen Passhöhe steht lediglich eine kleine, fahrbare Imbissbude, die man auf dem Foto nicht sehen kann, da kurz vor meiner Abfahrt ...
... ein fetter Reisebus einen Haufen Touries abgeladen hat. Einer der älteren Herren unterzog den BMW-Fahrer im Vordergrund sogleich kommunikativer Folter:
"
Wieviel PS hats denn dasch Motorrad ... 100 PS? ... Näh, dasch kann doch net sein ... doa legs di nida ... HEIDI, komm mal gucken ..."
Dem BMWler war die nackte Angst ins Gesicht geschrieben, er packte so schnell es ging ein und machte sich abfahrbereit. So wie auch alle anderen
Höllenhobelpiloten.
Ich fuhr weiter zu einer nicht benannten Strecke u.a. durch das Dörfchen
Namelos, wo auch wieder nur schönste Strecke und traumhaft viele Kurven auf mich warteten.
Von dort aus ging es weiter zum
Plansee, der sehr ansehnlich ist ...
... aber nur in einem Panoramabild, bestehend aus 4 oder mehr Bilder, komplett angezeigt werden kann.
Die Straße führt weiter über den
Ammersattel, der eine Entäuschung war, nur noch getoppt von der langweiligen Schnellstraße über den darauf folgenden
Scharnitzpass, die beide nicht zwingend ein Bild wert sind. Mehr erhoffte ich mir vom
Kühtaisattel, aber wenigstens die Ostseite war auch langweilig. Fast nur Geraden, mehrere Käffer, die nächste Entäuschung bahnte sich an. Zum Glück wurde die Westrampe wieder interessanter, netteres Sträßchen und mehr Schräglage.
Zu guter letzt musste ich noch 60 bis 70 Kilometer bis zu meiner Unterkunft hinter mich bringen. Dabei bin ich nur knapp einer Laser-Geschwindigkeitskontrolle entgangen. Ich wollte nur noch nach Hause, war mööd, das Sitzfleisch tat weh, und nach 21 Uhr wird es da oben richig kalt, somit war ich mit sattem Tempo unterwegs. Glücklicherweise haben sie einen Porsche vor mir rausgezogen, den ich kurz vorher fast noch überholt hätte, und dann wäre es teuer geworden.
Morgen gehts in die
Dolomiten, ich will nun langsam richtig nette Pässe sehen.
Pordoi,
Sella und Co warten.
Ciao raggazi,
Martin