Weiß eigentlich jemand, was eine
Gîte ist? Bis zu meinem letzten Urlaub war mir das Wort auch kein Begriff, bis mir eine Bekannte davon erzählte. Es handelt sich dabei um einfache und vor allen Dingen sehr preiswerte Unterkünfte in Frankreich, die in etwa mit deutschen Jugendherbergen zu vergleichen sind. Das 'G' wird dabei wie das 'J' im typisch deutschen Wort 'Jargon' bzw. 'Fachjargon' ausgesprochen, das 'e' wird verschluckt. Meines Wissens nach, ich lasse mich da gerne berichtigen.
Und so sieht einer der Kästen aus:
Natürlich variiert das äußere Erscheinunbsbild von Gîte zu Gîte ein wenig, aber im Grunde haben alle denselben Stil, das bedeutet sie sind keine extrem hohen architektonisch durchgestylten Bettenbunker, sondern eher einfach gehalten. Die im Bild oben ist in
La Grave auf der Westrampe des
Col du Lautaret(i) zu finden, eine weitere ist mir
gleich um die Ecke auf der Passhöhe des
Col d'Ornon(i) aufgefallen. Diese beiden sind keine Einzelfälle, vielmehr gehören sie zu einer ganze Kette von vielen hundert quer verteilt über ganz Frankreich.
Im Inneren der Hütten sieht es sehr angenehm, fast familiär aus, die hier gezeigten Bilder und Eindrücke stammen aus der Gîte in
La Grave. Es gibt einen kleinen Empfang, eine große Küche (selbst kochen ist dort somit möglich), und einen großen Frühstücks- und Freizeitraum. Hier der Frühstücksbereich (zur Küche geht es links durch die Türe) ...
... und auf der anderen Seite eine kleine Spiel- und Rumgammelecke.
Das optionale Frühstück war übrigens sehr gut. Natürlich darf man keine Wachteleier erwarten, aber es war ein reich gedecktes Buffet mit allem drum und dran. Von den rund 15 morgentlichen Mahlzeiten, die ich in meinem letzten Urlaub 'genießen' durfte, ist mir das Frühstück in der Gîte als eines der Besten in Erinnerung geblieben. Außerdem kommt man auch recht gut mit anderen Leuten in Kontakt. Ich habe beim Mahl eine gute halbe Stunde mit einem Radler geplaudert, der an diesem Tag kurz über
Bonette(i) oder
Cayolle(i) fahren wollte. (Radler ... Radler ...
da war doch was).
Und nun ein paar Worte zu den Zimmern. Es mag sein, das es dort auch Einzelzimmer oder Doppelzimmer gibt, da bin ich mir nicht sicher, aber die meisten sind Mehrbettzimmer mit ... Stockbetten
Das letzte Mal habe ich vor mehr als 20 Jahren in einem Stockbett gepennt, und damals bin ich (oben liegend!) im Schlauf aus der Koje gefallen. Das nur nebenbei.
Anders als von mir erwartet gibt es im Zimmer Toilette und Dusche, man muss morgens also nicht total zerschossen über den Gang waten. Vor dem Fenster befand sich in meinem Fall ein gemütlicher Balkon, der schöne Aussicht auf die Bergwelt bot.
Wunderbar. Herz, was willst du mehr!
Und jetzt zum Wesentlichen. Was hat es mich gekostet?
Eine Nacht, alleine im Vierbettzimmer mit Dusche und Klosett, inklusive einem guten bis sehr guten Frühstück, alles in angenehmer Atmosphäre, und ohne abends ein Zelt auf- und morgens wieder abbauen zu müssen:
21,60 Euro
Na der Preis kann sich ja wohl sehen lassen.
Trotzdem sollte man nicht vergessen, das man sich nicht in einem Hotel sondern gewissermaßen in einer Kurzzeit-Wohngemeinschaft befindet. Daher gibt es ein paar Regeln an die man sich halten muss, sofern man nicht der letzte Biker-Gast der jeweiligen Gîte sein will.
Daher gelten die Gîte-Rules:
Zusammengefasst und verdeutscht:
• In der Gîte hat man auf Socken oder in Hausschuhen rumzulaufen
• Die Tür ist für gewöhnlich verschlossen und mit einem Zugangscode zu öffnen
• Im Gebäude ist Rauchen untersagt, nicht aber auf den Balkonen
• Wer Geschirr oder Töpfe oder sonstwas verwendet, soll diese auch wieder abspülen
• Verwendete Bettbezüge sind vor der Abreise abzuziehen
• Ab 22 Uhr hat Ruhe zu herrschen
Wer mit den gewissen Einschränkungen und den Regeln keine Probleme hat, den erwartet eine gute Unterkunft für wenig Geld. Wenn ich mal keine Lust auf campen habe, kein vernünftiger Campingplatz zu finden ist oder das Wetter droht nicht mitzuspielen, werde ich dieses Jahr auf alle Fälle verstärkt nach Gîtes Ausschau halten.
Allseits gute Fahrt
Martîn