Tourtag 11 – Freitag, 9. Juli 2010
Nachdem morgens die Sonne auf mein Zelt knallte, und es innerhalb kurzer Zeit ziemlich schnell 100 Grad warm wurde, musste ich wohl doch langsam ans Aufstehen denken. Das mit den Mücken war zum Glück kein Problem, denn die schienen ihre 3 Stunden zwischen 18 und 21 Uhr gehabt zu haben, danach war von denne weniger zu sehen.
Ich entschied, trotz nervender Kette, mich heute um den
Monte Grappa zu kümmern. Das Wetter war gut, schon fast zu gut, kein Wölkchen am Himmel, das beim Zwängen in die Lederklamotten etwas Schatten hätte spenden können. Schon gut angenässt ging es somit zu der Passstraße, die mir beim diesjährigen
Giro d'Italia aufgefallen ist. In der Nähe von
Seren del Grappa (hier in der Gegend hat fast jeder Ort Grappa als Namensanhängsel) geht es auf die Nordrampe. Und da findet man als Biker genau das, wonach man sucht: Kurven, Kurven, Kurven, garniert mit Kehren, Kehren, Kehren, auch wenn auf dem Bild gerade nicht viel davon zu sehen ist.
Oben am Pass angekommen, geht es noch ein bisl höher. Dort gibt es einen großen Parkplatz, dessen Fassungsvermögen für ganze Touristen-Kohorten reicht. Glücklicherweise waren die grad woanders. Zu sehen gibt es Kriegsdenkmäler, da der Monte Grappa zwischen Italienern und Aussie-Ungarn heiß umkämpft war. Die genaue Geschichte habe ich nicht parat, darum kümmer ich mich nach dem Urlaub.
Mit meinen nur noch zwei verbleibenden und einsatzbereiten Kameras (somit vollends unterbewaffnet) habe ich etwa eine schweißtreibende Stunde lang das Gelände erkundet. Schweißtreibend u.a. deshalb, weil man erstmal da hoch muss.
Ist man oben angekommen, gibt es einiges zu sehen, hier nur eine ganz kleine Auswahl an Bildern, zwei davon in 3D.
Danach war wieder Fahren angesagt. Nach Süden führen gleich zwei Rampen, die ich beide gefahren bin. Zuerst die weiter östlich liegende SP140, die auch vom Giro gefahren wurde. Und die ist mindestens so kurvig wie die Nordrampe, nur sind alle Windungen enger und die Straße ist schmaler, einfach herrlich. Sie ist zwar nicht ganz so bewaldet, aber in Sachen Fahrspaß kommt die an den
Manghen heran, und das will was heißen.
Die Straße trifft im Tal nahe
Romano d'Ezzelino auf die Hauptstraße, man fährt 1-2 Kilometer nach Westen, biegt nach rechts ab, und schon geht es auf der
SP148 wieder nach oben, die zweite Südrampe ist erreicht. Sie ist "nur" so schön wie die Nordrampe, kommt meiner Meinung an die zuvor gefahrene 140 nicht heran, aber ist noch immer eine Klasse für sich.
Ohne den
Giro d'Italia wäre mir dieses Schätzgen mit Sicherheit entgangen. Von den insgesamt von mir überquerten > 300 Pässen/Strecken, schafft es der
Monte Grappa locker in die Top 20, wenn nicht sogar in die Top 10 (habe da etwas den Überblick verloren).
Und während ich die Berichte im Campingplatz eigenen ... Aufenthaltsräumchen/Restaurant schrieb, lief im Fernsehen
Das Vermächtnis der Tempelritter. Leider schlossen sie um 22 Uhr und ich musste vor der Tür weiterschreiben, aber für eine halbe Stunde war es gute Unterhaltung. Hier ist ja sonst nix los. Interessanterweis habe ich heute gemerkt, das um die Ecke ein weiterer Campingplatz liegt, auf dem mehr Leben herrscht. Nunja, zu spät ist zu spät. Nächstes mal am Besten vor dem Urlaub erkundigen.
Neues gibt es auch von meiner [zensiert] Kette. Gestern, als meine Kette am meisten Geräusche von sich gab, bin ich seit über einer Woche mal wieder mit vollem Gepäck gefahren, was geschätzte 40 Kilo mehr Gewicht auf der Karre bedeutet. Heute, bei meiner Rundreise ohne die Gepäckrolle und mit (fast) leeren Satteltaschen, war der Geräuschpegel zu ertragen. Abgesehen davon, das sie etwas unrund ist, scheinen die Holzköppe vom Reifendienst (
nach meiner Reifenpanne) die Kette zu stramm gespannt zu haben. Mehr Gepäck, Kiste liegt tiefer, der Kettenweg wird länger, ... wahrscheinlich konnte man auf meiner Kette gestern Gitarre spielen. Heute habe ich sie um eineinhalb Mutterumdrehungen entspannt, vielleicht hilft es ja. Was ich heute mache, ob ich tatsächlich auf Händlersuche gehe, oder doch nochmal nach Osten (Slovenien) fahre, wird eine Probefahrt mit voller Bepackung ergeben.
Bin schon neugierig, wie das Zeltabbauen morgen klappt. Geht weniger ums Abbauen, vielmehr wie ich alles zusammengepackt und wieder verstaut bekomme. Packe ich den Kram auch nur ein wenig schlechter ein als es eingepackt war, passt nicht mehr alles in die Packtasche bzw. ich bekomme Probleme beim Festzurren.
Wir werden sehen.
Sonnige Grüße aus
Arsié,
Mätes