Die nächste
Europawahl steht an. Zwischen Donnerstag den 22. und Sonntag den 25. Mai wird gewählt, in dem einen Land früher, in dem anderen später. Für die Germanen ist der Sonntag Stichtag.
Eigentlich wollte ich etwas Aufrührendes schreiben, was vielleicht die (paar wenigen) Massen aufweckt, die hier vorbeischauen. Den Zynismus pausieren lassen, dafür Hoffung und Realität eine Chance geben. Aber welche Argumente könnte ich liefern, die die aktuellen Geschehnisse noch übertreffen?
Mal ehrlich, das wird wieder eine Katastrophe. Vielleicht sollte ich mich einfach damit abfinden, Resignation ist besser als gepflegte
Depressionen. Erst letztes Jahr haben die deutschen Wähler gezeigt, das sie in Bezug auf Verrat am Volk weder über Kurz- noch Langzeitgedächnis verfügen. Die CDU lässt das Datensammeln der NSA nicht nur zu, sondern unterstützt das Ganze auch noch.
Und die Quittung dafür? Höchstes Wahlergebnis seit x Jahrzehnten, nur ganz knapp an der
absoluten Mehrheit vorbei.
Herzlichen Glückwunsch Deutschland. Sehr gut gemacht. Andererseits ist noch niemand durch
Sammeln von Daten gestorben.
Trauen sich auch die Wähler anderer Länder nicht, die altbackene Kruste abzustreifen und neue Wege zu gehen, gehört die EU bald ganz solch Kakerlakenvereinen wie
Goldman Sachs,
Google,
Monsanto,
Hollywood,
E.ON-
Hanse,
EnBW,
und und und.
Leider schaffen es sämtliche der kleinen Parteien, sich regelmäßig in der Vorwahlzeit mit Skandälchen selbst zu schaden. Verschwörer würden sagen, die anderen Parteien parken schmutzigen Informationen bis sie gebraucht werden, wie nun die Zweitwohnsitz-Affäre eines Grünen. Die zwar erst um das 100-fache aufgepumpt werden muss, um wenigstens ansatzweise mit CDU und SPD-Verfehlungen mithalten zu können, aber für die meisten Bürger sind Dimensionen dieser Größenordnung eh viel zu abstrakt. Wundert mich schon, das sie bei den Piraten nicht noch ein paar Schwarzfahrer aufgedeckt haben, um das milliardenschwere Drohnen-Versagen vergessen zu machen.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist jedoch mit von der Partie.
Wie
Torrent-Freak berichtete, schickt sich der
böse Peter aus Finnland an, die europäische Hauptstadt mit brutalsten Wadenbeißer-Qualitäten zu maltretieren.
Von der Type könnts paar mehr geben. Vor allem im Europaparlament. Als Kandidat für die
finnischen Piraten stellt er sich nebst
verschiedenen Mitstreitern/rinnen der Wahl, hoffentlich erhalten die das Ticket für
Brüssel. Ganz besonders der Finne mit norwegischen und schwedischen Vorfahren gehört da hin.
Wem der Name nichts sagt:
Peter Sunde ist nebem
Gottfrid Svartholm und
Fredrik Neij einer der Gründer der Webseite
The Pirate Bay, die sich als einer der ersten großen Torrent-Anbieter etabliert und sich dem Kopieren jeglicher Daten verschrieben hat. Dafür bekommen sie von Staatsorganen mehr Aufmerksamkeit als Waffenschieber oder Drogenschmuggler.
Um den Herrn Sunde wirklich einschätzten zu können, sollte man sich dringend den selbst produzierten
Film TBP-AFK anschauen. Gibt es in
englischer und
deutscher Version. Die Deutsche ist in Ordnung, kann geguckt werden, aber empfehlen würde ich die Englische. Da gingen ein paar Details bei den Übersetzungen flöten (vom finnisch/schwedischen ins englische ins deutsche), was mir weniger gut gefallen hat.
Wie auch immer, er steht in Deutschland als Wahloption natürlich nicht zur Verfügung, ich fand das nur erwähnenswert. Für einige deutsche Piraten hat
Netzpolitik einen Bericht zusammengestellt.
Für mich gibt es dieses Jahr eigentlich nur drei Möglichkeiten, die wählbar sind.
Piraten,
Grüne und selbstredend
die PARTEI. Auch ich habe eigentlich keine Lust auf die Querschläger und internen Zänkereien der Piraten, die Grünen werden immer mehr
Politiker als Volksvertreter, aber wie bitteschön kann man denn nach all dem Mist der letzten Jahre noch CDU/CSU und SPD wählen? Oder gar diesen kleinen gelben Fleck namens FPD.
Ich höre immer wieder "
wäre da nicht die und die kleine Kleinigkeit, ja dann würde ich grün/links/piratös wählen, kein Problem, aber so, das geht gar nicht.".
Reden wir also über Kleinigkeiten der etablierten, wählbaren Parteien:
•
Überwachungsskandal
•
Kehrtwende in der Energiepolitik
•
Drohnendesaster
•
Vetternwirtschaft
•
Machtmisbrauch
Hätt ich mehr Zeit, die Liste würde lang und länger werden.
Der Verteidigungsminister, der die Drohnen-Milliarde in den Sand gesetzt hat, ist jetzt arbeitslos. Hat er auch verdient, denn ... nein halt, wurde der nicht ... ja natürlich, der wurde
Bundes-Innenminister.
Gut. Piraten streiten sich zu oft, Grüne haben
zuviele Wohnungen. Nicht ganz so schlimm als würden sie
die 30 Parteien aus Deutschland hinauszufegen versprechen, aber schlimmer als sämtliche Bürger abhören muss es wohl sein. Ansonsten könnte man sie ja wählen.
Merke: Zweitwohnung böse, Streitereien böse, Totalüberwachung ist ok.
Ärgern könnt ich mich über
die Linken. Da hatte ich mich gerade mit dem Gedanken angefreundet, 20 Jahre lang auf Negativ-Propaganda von CDU und Spiegel reingefallen zu sein, da preisen sie Putin als den völlig misverstandenen netten Kerl von nebenan. Als wollte der nur Russen im benachbarten Ausland schützen, und müsse daher leider die Krim besetzen und die auf dem Boden liegende Ukraine weiter destabilisieren. Herrje.
Alternativ stünde wie erwähnt noch die Partei
die PARTEI zur Verfügung. Bei denen gefällt mir das Personal wie auch Lösungsansätze für die größten unserer Probleme.
Wenn schon Chaos, dann richtig. Die einzige Partei, die von Skandal-Veröffentlichungen Dritter völlig unabhängig ist, das sie diese allesamt
selbst publiziert. Ein Parteivorsitzender wie
Sonneborn (der Optik halber nicht auf dem Plakat) im Lobbismus-gequälten Europa würde zwar die Freiheit nicht retten, aber das mit
Humor.
Zum Abschluß möchte ich noch den
Wahl-o-Mat kredenzen, den sich jeder wenigstens kurz anschauen sollte. Auch wenn das Ergebnis ohnehin ignoriert wird.
https://www.wahl-o-mat.de/europawahl2014/
Datenschutz hin oder her, hier mein Ergebnis.
Ist kein Scherz, ich habe alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen ausgefüllt. Wie üblich ließ ich die Fragen aus, zu denen ich mir wegen fehlender Sachkenntnis kein Urteil erlauben wollte. Die
selbstlos denkenden Sektianer der
PBC schalte ich spaßeshalber häufig als Vergleich mit dazu, leider ist dann kein Platz mehr für die NPD (im Resumee sind nur begrenzt Parteien möglich). Wäre schon interessant, wo die relativ zu CDU und FDP stehen würde.
Ganz nebenbei finden am selben Tag auch
Kommunalwahlen statt. Einen Köln-O-Mat dazu gibt es beim
Kölner Stadt-Anzeiger. O-Maten für andere Kommunen sind ebenfalls zu finden, einfach
DuckDuckGo-en.
Zum Abschluß des Abschlusses noch ein Blick auf die Kommunal- und Europawahlen des Jahres 2009. Genauergesagt auf die Wahlbeteiligung meiner lieben Nachbarn, den Kölnern ringsherum. Ich dachte zuerst,
ich sehe nicht richtig:
Kommunalwahl:
49,1 %
Europawahl:
42,9 %
Heieieieieiei. Hauptsache keinen Stress machen und jammern dürfen wenns zu spät ist.
Naja. Warten wir ab, was Sonntag passiert. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Auf Web.de gibt es
gut zusammengefasste Infos zur Wahl. Falls doch jemand hingehen möchte.
Ich wünsch euch was.
Carbon-Aluhutträger
Mrtn
Nachtrag 28.5.2014:
Lief fast wie erwartet,
CDU und SPD haben von der Ignoranz ihrer Wählerschaft profitiert. Peter Sunde hat es
nicht geschafft, sehr schade. Wenigstens sitzt eine deutsche Piratin im Zug nach Brüssel. Zusammen mit dem
Master of Desaster, ob es
humoramputierten Presseleuten gefällt oder nicht.