
Wer als Motorradfahrer den
Passo Pordoi besucht, tut dies wahrscheinlich wegen der schier endlosen Zahl an Kehren. 32 auf der Ostrampe und nochmal 28 auf der Südrampe, die allermeisten davon in erstklassigem Zustand und mit traumhaftem Radius. Aber der Pass hat eine weitere Attraktion zu bieten, denn per Gondel geht es hinauf in die dünne Luft des
Sass Pordoi.

Die Bergstation liegt auf 2.950 Metern, somit fast 700 Meter höher als die Passhöhe des
Pordoi. Das ergibt nicht nur eine gute Möglichkeit, sich von den Temperaturen der sommerlichen Dolomiten zu erholen, dort oben liegt für gewöhnlich immer etwas Schnee, sondern man kann zudem allerbeste Aussicht genießen. Was die angeht, sollte für den Ausflug unbedingt ein Tag mit günstigen Wetterbedingungen gewählt werden, das heißt vor allem klare Luft, vorzugsweise nach einem Regentag. Denn was ist schon eine tolle Weitsicht wert, wenn man nicht weit sehen kann.

Man sollte genügend Zeit mitbringen, denn davon kann oben genügend vertrödelt werden. Ich war beim letzten Besuch (2010) zwar alleine unterwegs und bin mit leerem Magen wieder hinunter gefahren, habe aber von Talstation zu Talstation über eine Stunde in den Ausflug investiert. Eigentlich wollte ich nur kurz hoch, paar Fotos aufnehmen und fix zum nächsten Ziel weiterfahren.
Auf der Passhöhe herrscht der meiste Trubel sicherlich auf dessen Ostseite. Viele Hotels, Restaurants und Terassen laden zu Pause, Snack und Plaudereien ein. Die Talstation ist auf der ruhigeren Westseite beheimatet und definitiv nicht zu übersehen.
Platz für eine handvoll Motorräder ist gleich vor dem Gebäude, sollte der nicht ausreichen, gegenüber befindet sich ein für riesige Mengen Wintersportler gedachter Parkplatz.
Das Ticket kostete im Jahr 2010 stolze 14 Euro, für einen Erwachsenen hoch und wieder hinunter. Nicht wenig Geld, aber es lohnt sich. Kasse und Eingang befinden sich ganz rechts, außerhalb des Gebäudes, dessen überwiegender Teil aus einem Restaurant und Nippesläden besteht.

Vom Eingang geht es per Rolltreppe in den Gondelbereicht, wo überall an den Wänden viele Fotos, Karten und andere Informationen angeschlagen sind. Der Bereich in dem die beiden Gondeln halten, die immer gleichzeitig unterwegs sind und sich in der Mitte begegnen, bietet den ersten ungestörten Blick Richtung Bergstation.
Egal ob man nach oben oder unten möchte: Klingelt eine Glocke, geht es in den nächsten Minuten los. Man muss somit nicht die ganze Zeit in der Gondel hängen und darauf warten, das die Reise endlich beginnt, deutlich hörbar wird man vorgewarnt. Alle 10 bis 15 Minuten startet ein Transport, die Fahrt nach oben dauert nur rund 4 Minuten.

Eigentlich viel zu kurz, denn es macht durchaus Sinn, dass die Gondeln rundherum verglast sind. Ist viel los, sollte man sich einen Platz am Fenster sichern. Bei meinen vier Fahrten (Mittwoch, 2. Juni 1999 und Samstag, 5. Juli 2010) war die 65 Personen fassende Gondel allerdings jedesmal mit lediglich 10 oder weniger Personen gefüllt, daher braucht man sich diesbezüglich kaum Sorgen zu machen. Im Winter dürfte das jedoch ganz anders aussehen, wenn jedesmal eine volle Ladung Wintersportler auf den Berg geschleppt werden will, denn das ganze Gebiet drumherum ist in der kalten Jahreszeit fest in den Händen der Skifahrer.
Die schöne Aussicht beginnt nicht erst, wenn man oben angekommen ist, auch während der Fahrt nach oben bzw. unten ist bereits Sightseeing erster Güte angesagt. Die Passhöhe des
Pordoi z.B. ist aus der Gondel heraus am Besten zu sehen, während oben meistens ein Felsvorsprung im Weg ist. Zudem sind die oberen Bereiche der Ost- und Westrampe sehr gut einsehbar.

Der Blick nach oben bzw. unten zeigt natürlich die näherkommende Tal bzw. Bergstation. Die Gondeln sind recht fix unterwegs, daher nähert man sich seinem Ziel auch mit gutem Tempo. Wie auch immer, die Zeit in der Gondel sollte genutzt werden, sei es mit der Kamera in der Hand oder nur mit dem einfach vergrößernden Binokular. Zum Plaudern, Futtern und Händchenhalten hat man danach noch genügend Zeit, die Gondel fährt von 9 Uhr morgens bis 17 Uhr Nachmittags.
In der Bergstation ist das
Rifugio Maria zu finden. Soweit mir bekannt ist, kann man in dem zwar nicht übernachten, allerdings bietet es eine große Auswahl an Menüs und kleinen Snacks. Nicht von der extrem billigen Sorte, versteht sich, denn immerhin muss alles erst hochgeschleppt werden, was die Touristen kurz danach wieder ins Tal befördern. Das Rifugio hat einen gemütlichen Innenraum und stellt auf beiden Seiten der Station Außenterassen zur Verfügung.

Ost- und Westseite sind von der Terasse her fast baugleich, allerdings unterscheiden sich Aussicht und Gelände. Beide Seiten sollten wenigstens kurz begutachtet werden.
Zuerst ein Panoramabild der Terasse, und ein 360 Grad Panoramabild, das von ein paar Metern weiter unterhalb aufgenommen wurde:
Der Blick ins Tal zeigt vor allem den oberen Teil der
Pordoi-Ostrampe. Die Sicht auf die Passhöhe ist dagegen von einem Felsvorsprung blockiert, sofern man nicht ordentlich auf Wanderschaft geht.

Hintenraus bietet die Ostseite einige Rastmöglichkeiten, zudem Aussicht auf schneebedeckte Berge in Reichweite, andere wiederum sind viele Kilometer weit entfernt. Die auf 3.152 Metern befindliche Spitze des
Piz Boè, dem höchsten Berg der umgebenden
Sellagruppe, ist per einstündigem Fußmarsch zu erreichen.
Auch hier erstmal Bilder der Terasse:

Von der Plattform aus ist die Passhöhe besser zu sehen, der störende Felsvorsprung liegt dann weiter links. Zudem sind die Westrampe des
Pordoi, der Talort
Canazei, das westlich des Ortes liegende
Val di Fassa, ein Teil der
Sella-Südrampe und sogar deren Passhöhe zu erblicken.

An einer der westlichen Abbruchkanten steht ein Metallkreuz, das für sich schon nett anzuschauen ist, und etwa 100 Meter von der Bergstation entfernt ist. Wer nahe des Kreuzes weit genug an den Abgrund geht, an den man ohne Probleme bis zum freien Fall heran kommt, sieht die komplette Südrampe der
Sella. So weit nach vorne habe ich mich jedoch nicht gewagt.
Nicht nur per Elektromobil kommt man nach oben, als Alternative bietet sich ein Fußweg an, wenn auch ein sehr steiler. Von der westlichen Aussichtsplattform ist ein Klettersteig einsehbar, mit ein wenig Glück kann man den Gipfelstürmern bei ihrer harten Arbeit zuschauen. Noch dazu fliegen beiderseits stattliche Greifvögel herum, einen davon konnte ich mit meiner 3D-Kamera einfangen.

Die Bergstation und das große Metallkreuz der Westseite können von den verschiedensten Positionen von unten gesehen werden. Zu nennen wäre da die Ostrampe des
Pordoi, die Südrampe der
Sella, und natürlich von der
Pordoi-Passhöhe bzw. der Talstation.
Das Beste kommt natürlich ganz zum Schluss. In diesem Fall ein nettes Panoramabild, das den
Passo Pordoi vom oberen Teil der Ostrampe (links), über die Passhöhe, die komplette Westrampe bis hinunter ins Tal nach
Canazei zeigt. Als Zuckerguss ist im Hintergrund die
Marmolata zu sehen, dem mit 3.343 Metern höchsten Berg der Dolomiten. Auch der kann per Seilbahn erobert werden, zu erreichen ist er über den
Passo Fedaia, der an seiner Westflanke entlang führt. Aufgenommen wurde das Bild von der westlichen Aussichtsplattform.
Das wars, mehr Bilder habe ich leider nicht.