
Nach einem schnell eingenommenen Frühstück schweizer Art (klein aber nicht doll) begann die Packorgie vor dem Hotel. Die ersten Stunden danach waren harte, nervige Arbeit, da viele Straßen gesperrt waren, die uns ohne Umweg nach Süden gebracht hätten.
Nicht mit den besten Karten für die Gegend ausgestattet, sind wir ein ums andere Mal falsch gefahren und mussten umkehren. Und es lagen zwei nicht eingeplante Grenzüberschreitungen vor uns. Der Erste bestand aus einer kleinen, in miesem Zustand befindlichen Asphaltstrecke, die auf unfreundlichste Art mit Split überzogen war. Und zudem war sie ganz eindeutig gesperrt. Das war schon ein Bild für die Götter, wie wir vor dem Verbotsschild standen und überlegten, ob wir den ganzen Weg (mehr als eine Stunde Fahrt) wieder zurückfahren sollten. Leider habe ich davon kein Foto. Glücklicherweise kamen wir schnell zu dem Konsens
"Ach, Scheiß drauf" und sind weitergefahren. Der zweite Grenzübergang war dann der Versuch, halbwegs ohne weitere Kilometerverschwendung wieder auf die eigentlich geplante Route zu kommen.
Anschließend folgten viele viele Kilometer Käffer-KungFu, die uns am
Lac de Bienne bis hin zum
Col des Mosses brachten. Viel Verkehr, viele Städte und kleine Ortschaften, ein paar Verfahrer und sehr häufig mussten wir anhalten und auf der Karte nachschauen, wo wir waren und wohin wir fahren mussten.

Mittendrin ging es durch die Kleinstadt
Fribourg. Da wir schon einige Städte/Orte dieser Größe durchfahren hatten, und das mitunter doch etwas länger dauerte, machten wir uns schon auf eine ähnlich lange Sucherei nach dem schnellsten Weg durch das Chaos gefasst. Aber dem war dann glücklicherweise nicht so, wir fanden ziemlich schnell den Weg einmal quer durch und landeten auf der Straße, die uns weiter nach Süden bringen sollte. Bei der Durchfahrt überquerten wir jedoch den Fluß
Saane auf einer Brücke, die einen sehr guten Ausblick erlaute. Diese Aussicht war gleich so gut, das wir einen ausgedehnteren Fotostopp einlegen mussten. Hat was, richtig schön gelegen das Örtchen.

Wir waren zwar nicht auf Städtetour, aber im Nachhinein kann man sagen, das
Fribourg die schönste Stadt auf der Tour war. Der Fluß
Saane, der eine teilweise hundert Meter tiefe Schlucht in die Felsformationen der Umgebung gegraben hat, fliesst in mehreren Windungen durch die Stadt. Wir haben den Fluß an der Brücke
Pont de Zaehringen überquert, die als hervoragender Aussichtspunkt gelten kann. Die Mischung aus Altstadt, Fluß, (wildem) Baumwuchs, Schlucht und Architektur war genau das Richtige für einen Amateur-Fotografen wie mich.
Nach dieser Pause fing unser Urlaub erst richtig an. Das Verkehrsaufkommen wurde erträglicher, die Anzahl der zu durchfahrenden Ortschaften kleiner, die Straßen motorradfreundlicher und die Umgebung sah mehr und mehr nach Alpen aus. Zwischen uns und Frankreich lagen noch 1,5 Pässe, auf dem Weg zu dem Ersten davon passierten wir den kleinen aber sehr fotogenen
Lac du Vernex.

Die Auffahrt zum 1.445 Meter hohen
Col des Mosses führt durch eine schöne und bewaldete Schlucht. Hier gewann mein Fotografier-Wahn langsam aber sicher die Kontrolle über mein Handeln, die Anzahl der Fotostopps, vor denen ich meinen Weggefährten während der Routenplanung schon gewarnt hatte, nahm ganz eindeutig zu.
Die Passhöhe des
Mosses war kurz darauf das erste Highlight der Tour, die erste richtige Passhöhe, von der noch viele folgen sollten und die Appetit auf mehr machte. Bei bestem Wetter trafen wir oben ein.
Anschließend ging es wieder den Berg hinunter, weiter nach
Aigle,
Collombey und
Monthey. Die drei Städte und das Gebiet um und zwischen denen sah auf der Landkarte nach Chaos und viel Sucherei aus, aber wir fanden überraschend schnell hindurch.

Unser nächstes Ziel war der
Pas de Morgins, der auf der Grenze zwischen Schweiz und Frankreich liegt, was mindestens ab
Monthey ausgeschildert war. Hinter
les Nés, das direkt am Fuß der
Morgins-Ostrampe liegt, ging es als erstes auf schönen Kehren den Berg herauf, nicht selten konnten wir den Blick ins Tal genießen. Die Strecke war sehr gut zu fahren, nur der Verkehr gerade auf dem kehrenreichen Abschnitt war etwas zu hoch, im Umkehrschluß das Tempo etwas zu niedrig.
Über die Passhöhe waren wir schnell drüber, Foto gemacht und weiter ging es. Für eine Pause war sie nicht sonderlich gut geeignet, aber die konnten wir kurze Zeit später in
Châtel nachholten. Der Skiort empfing uns mit einem herrlich schönen See, der in einer langgestreckten 180 Grad Kurve von oben kommend umfahren werden muss. Mitten im See war gerade ein hoher Springbrunnen aktiv, ein absolut herrlicher Anblick.

Nach einer ausgedehnteren Pause und einem Käse-Snack fuhren wir weiter zum
Col du Corbier, um von dort aus schnell weiter Richtung Süden zu kommen. Dieser war leider gesperrt. Unsere dritte Streckensperrung an einem Tag, das war schon nervig. Und kostete Zeit, da jedesmal ein Ausweichroute gesucht werden musste.

Somit sind wir etwas weiter nödlichen über den Pass
Col du Grand Taillet und
Forclaz gefahren, um endlich auf die nach Süden führende Hauptstraße D902 zu kommen. Auch auf dieser hatten wir noch eine Streckensperrung zu überleben, glücklicherweise war nur ein kleines Stück auf einer Umleitung zu umfahren und wir waren recht schnell wieder in Richtung
Cluses unterwegs.

Von dort aus lag unser letzter Pass des Tages auf dem Weg, der
Col de la Colombière. In der Tat ist das einer der Pässe, an den ich mich im Nachhinein kaum noch erinnern kann, wenigstens an dessen Nordseite. Vielleicht war ich schon ein wenig mööd und angefressen, der Tag bestand zu einem nicht geringen Bestandteil aus Streckensuche, Straßensperrungen und Umwegen. Zudem wurde es auch langsam aber sicher dunkel. Die Passhöhe erreichten wir um 19:10 Uhr, nach deren Überquerung mussten wir uns dringend um eine Unterkunft bemühen.

Die Fahrt ins Tal wurde dann noch durch einen Heißluftballon interessant, der (aus unserer Expertensicht) etwas deplatziert zwischen den Bergen rumschwebte und den Bergen gefährlich nahe kam. Wir haben ihn nicht länger im Auge behalten, aber scheinbar ist er sicher gelandet oder hat an Höhe gewonnen, denn wir haben später keine Stofffetzen auf den umliegenden Bergen ausmachen können.

Ein Hotel fanden wir schließlich im Ort
Le Grand-Bornand. Es war schon zu spät um im hauseigenen Restaurant was zu beißen zu bekommen, daher gönnten wir uns in der Nähe noch eine Pizza und schlossen den Tag mit einer kurzen Erkundung des voll und ganz auf Wintersport ausgerichteten Ortes ab.
Selbst über die Straße gespannt Lichterketten zeigten winterliche Motive wie Schlitten und Weihnachtsbäume. Von der Beleuchtung der örtlichen Kirche ließen wir uns letztlich ins Hotelzimmer beamen.