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Hauptseite => Motorrad-Touren => Verdon-Schlucht 2008 => Tag 7
Verdon-Schlucht 2008
Tag 7
Gefahrene Route:
Unser (laut Planung) eigentlich vorletzter Reisetag zeigte sich schon beim ersten Schnuppern aus dem Hotelfenster von der übelsten Seite: Es war sehr kalt und sehr sehr ... sehrsehrsehr naß. Der Himmel war komplett bedeckt, es wurde kaum richtig hell und regnete in Strömen, richtig fett aus allen Eimern der Welt. Nun gut, ließ sich nicht ändern. Es war der erste Tag der mit einer Regenfahrt begann, und das in einem September-Urlaub, da kann man sich nicht beschweren. Wir hatten bisher immer Glück, der Regen würde schon irgendwann aufhören. Also zogen wir die Regenklamotten an, und schwangen uns auf die Hobel.

Verdon-07 - Unterkunft GarageNach dem Pack-Ritual in der dunklen Tiefgarage des Hotels führte unser erster Weg Richtung Grimselpass. Am Vorabend hofften wir noch, dass vielleicht eine letzte große Pässe-Runde mit Furka, Gotthard und Susten möglich sei, aber wegen der hohen Luftfeuchtigkeit haben wir das ganz dezent gecancelt und den kürzesten Weg nach Norden gewählt. Zur Not hätten wir einen Tag im Bayrischen Wald oder den Vogesen verbringen können, wäre kein Problem gewesen.
Besseres Wetter vorausgesetzt, ganz eindeutig!

Grimsel - Südrampe Gletscher ZoomKurz vor der Kreuzung Grimsel-Furka sah ich dann den Rhonegletscher, den ich bei meiner einzigen Grimsel-Überquerung im Jahr 1999 nicht gesehen bzw. darauf geachtet habe. Natürlich klingelte es direkt bei mir: Anhalten! Foto machen! Aber da war absolut nichts zu machen. Meine immer kälter werdenden Finger sagten mir: "Nein! Weiterfahren!" Eigentlich schade drum, wer weiß schon, wie lange es den Gletscher noch gibt? Mic hatte ihn vor mehreren Jahren gesehen und meinte nur, es wäre schon erschreckend wie weit er in der kurzen Zeit zurückgegangen ist. Das Bild rechts stammt somit nicht aus dem Jahr 2008 sondern wurde 2010 aufgenommen.

Den Furkapass rechts liegen lassend ging es die letzten Kehren rauf auf den Grimsel. Und dessen Kehren sind wirklich klasse. Gut einsehbar, bester Asphalt, schön weiche XT-2.Gang-Kehren ... und ich hoffte nur, dass endlich die Letzte kommen würde. Ich hatte mir morgens meine neuen, wasserdichten aber doch recht dünnen Handschuhe übergezogen, was sich als weniger schlau herausstellen sollte. Meine Finger waren nach nichtmal 40 Kilometern während einer knappen Stunde Regenfahrt sowas von eiskalt, das sie schon schmerzten.

Verdon-07 - GrimselunterschlupfOben angekommen hat sich dann auch meine paar Stunden alte Hoffnung erledigt: Durch die Wolkendecke stoßen und oben erstmal aufwärmen ... war nicht drin. Im Gegenteil. Bedingt durch die Höhe war es nochmal kälter und der Regen pfiff horizontal über die Passspitze. Von dem Passhöhe-Horizontalpfiffregen habe ich auch ein Video aufgenommen, das ich irgendwann Mal rauskramen muss.

Verdon-07 - Innertkirchen TankeWir wärmten uns kurz auf, ich tauschte die dünnen Handschuhe gegen dicke 3-Finger-Fäustlinge, und weiter gings.
An der nächsten Tanke, im Tal bei Innertkirchen, hielten wird nochmal kurz an, um ein letztes Mal die Klamotten zu tunen. Viel mehr war leider nicht drin, wir hatten an was möglich war.
Neben uns tankte eine Mutti in nem VW Golf, der in den Kopfstützen der beiden Vordersitze Bildschirme eingebaut hatte. Wie gerne hätten wir uns jetzt einen (jeden!) Film auf dem Rücksitz schlummernd angeschaut.

Glaubenbielen - Passhöhe Blick nach WestenSpätestens von da an stand für uns fest: Jetzt geht es ohne Umwege Richtung Köln. Das war allerdings leichter gesagt als getan, wollten wir nicht riskieren, versehentlich auf eine teure Alpenautobahn zu fahren, denn die entsprechende Vignette hatten wir beide nicht. Also ging es nocheinmal in die Höhe und wir nahmen bei scheinbar immer schlechter werdendem Wetter den Glaubenbielenpass, ohne jede noch so kurze Pause. Dort oben hats ein süß schmales Sträßchen, die Aussicht kann superschön sein. Allerdings nicht an diesem Tag, auch das Foto stammt aus dem Jahr 2010. Aufgenommen bei ... eeeetwas besserem Wetter.

Meine Stimmung wurde merklich mieser. Während einer kleinen Aufwärmpause versuchte ich mich mit kurzen Jogging-Einlagen und Packtaschen-Boxen auf Temperatur zu bringen, was außer Atemnot leider wenig brachte. Sogar während der Fahrt spannte ich über eine Zeit lang alle möglichen Muskeln an und ließ sie wieder entspannen, in der Hoffnung, das mir davon etwas wärmer werden würde, aber es war alles für die Katz.

Irgendwann, noch in der Schweiz, fuhren wir an einem Motorrad-Shop vorbei. Einen Kilometer dahinter drehte mein Leidensgenosse auf einmal um, er wollte sich noch eine Regenjacke besorgen. Da sich das Wasser unter Regen- und Lederhose gerade etwas gesammelt hatte und nicht mehr ganz so kalt war, begeisterte mich die Idee nicht sonderlich, abzusteigen und das aufgewärmte Wasser Richtung Füße zu entlassen. Ich war mitlerweile komplett naß. Wie sich im Nachhinein herausstellte, waren meine Regenhose am Hintern, und meine Regenjacke am Rücken sowie an den Oberarmen nicht dicht.

Für mich hätte es sich jedoch nicht gelohnt, jetzt noch Regenklamotten zu kaufen, die Lederkombi war ja auch schon komplett durchnässt. Außerdem war ich zu kniestig! Beim Händler konnte ich einen Blick auf diverse Wetterseiten im Internet werfen. Diese zeigten mir allerdings nichts Gutes, mindestens noch ein paar Stunden hätten wir den Regen auszuhalten.

Danach ging es wieder auf Landstraßen durch prasselnden Regen weiter Richung Heimat. Nach vier Stunden aber nur 160 gefahrenen Kilometern hielt Mic an einer Tanke an. Und schon wieder rutschte das aufgewärmte Wasser vom Äquator zum Südpol. Ich fand es viel zu früh für diesen Tankstopp, selbst meine XT war noch nicht auf Reserve. So meinte ich dann auch leicht angesäuert, das ich ohne den Tankstopp noch weitergefahren wäre, aber nun so dermaßen im Arsch wäre und so überhaupt keine Lust mehr auf verregnete Landstraßen hätte, das wir langsam eine Unterkunft suchen müssten.

Mic sagte nur: "Das hier ist die letzte Tanke vor der Grenze, ich wollte nur nochmal billig Sprit kaufen. Da hinten geht es über eine Brücke, dann sind wir in Deutschland und können uns auf die Autobahn setzen".

Von jetzt auf gleich war ich wieder da. Autobahn, das Zauberwort schlechthin. 150 km/h rufen!

Kaum waren wir in Deutschland, haben wir uns auf die Autobahn gesetzt und es richtig kacheln lassen, wenigstens soweit es eine XT bei starkem Regen und dementsprechend nasser Fahrbahn zulässt. Aber eines sei gesagt: so schnell sind wir auf dem Hinweg bei trockener Strecke nicht über die Autobahn geflogen. Das die Kiste beim Überqueren der Fahrbahnmarkierungen etwas schlingert, daran gewöhnt man sich auch irgendwann. Diese Aktion muss man halt auf einer Geraden und mit beiden Händen am Lenker durchziehen :)

Verdon-07 - Vor McDonaldsBei der nächsten Rast, um 19:30 Uhr und 300 Kilometer von Köln entfernt, entschieden wir uns, das Ding komplett und ohne weitere Übernachtung durchzuziehen. Ich war so fertig mit der Welt, vielleicht wäre ich auch alleine weitergefahren. Meine Lederklamotten wären übernacht eh nicht getrocknet, dauert selbst bei Hitze und Sonnenschein mindestens zwei volle Tage, somit hätte ich am nächsten Tag schon vor Fahrtantritt angefangen zu frieren. Zudem sind zwei komplett nasse Biker in jedem Hotel sowas von gerne gesehen, wahrscheinlich hätten wir erstmal noch wer weiß wie lange Zimmer gesucht. Außerdem wollte ich nur noch nach Hause und mich im eigenen Bett unterm Plümmo vergraben.
Schon vor der Raststelle (ein Mc D.) hatte es bereits aufgehört zu regnen und die Strecke trocknete stellenweise schon ab. Also hieß es von dan an, Vollgas bis nach Köln.

Verdon-07 - Letztes Foto BikeUm 16:30 Uhr, bei Tour-Kilometer 2572 sind wir über die Grenze nach Good Old Germany gefahren. 3 Pausen, 7 Stunden und 543 Kilometer später waren wir dann endlich in Köln. Zu Hause angekommen habe ich fix alles abgeladen, mir ein paar Bier geholt, meinen durchgefrorenen müden Körper in die Badewanne gewuchtet und 2 Sunden lang frisches heißes Wasser eingelassen. Obwohl ich einen Tag im windigen Feuchtgebiet gesessen habe, bin ich mit heiler Haut davongekommen. Hätte schwören können, eine Erkältung ist mindestens drin, wenn nicht sogar etwas weitaus Unangenehmeres.

Verdon-07 - Letztes Foto Tacho


ENDE



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Tag 6 - Nachmittag
San Carlo, der große Bernard, mächtig viel Nebel, ähnlich viel Wind und 100 km Verbindungsetappe
Nachwort
Kleine Bilanz

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