Tourtag 22 – Dienstag, 20. Juli 2010
Am Morgen wurde erstmal herzhaft gefrühstückt.
Eigentlich sollte das mein gestriges Abendessen werden, aber da ich mit Andreas gut in Biker-Latein vertieft war, blieb dafür keine Zeit.
Dann halfen wir Karl-Heinz noch ein wenig dabei, seine Kiste zu bepacken.
2 Satteltaschen, noch 2 fette Packrollen dazu, und natürlich ein XXL-Tankrucksack. Das Ding fährt sich wahrscheinlich wie ein Schiff. Dafür wohnt er aber sehr kompfortabel, während ich im Mini-Zelt hocken muss, in dessen Inneren Chaos vorprogrammiert ist.
Und wer glaubt, ich wäre meine Antriebskette betreffend zu fimschig, SO sieht eine Kette aus, die es wirklich hinter sich hat:
Nach einem absolut unhektischen Vormittag bin ich erst um 12 Uhr auf die Reise gegangen. Der letzte reine Pässe-Tag vor der entgültigen Rückreise nach Kölle. Und der fing auch gleich ziemlich genial an. Mit dem
Sustenpass. Dreimal war ich schon in der Nähe, habe es aber nie über diesen Pass geschafft.
Beim ersten mal war er gesperrt.
Beim zweiten mal (einem Rückreisetag) hat's geschifft wie aus Eimern, daher haben wir ihn ausgelassen.
Beim dritten mal konnte ich ihn aus Zeitgründen nicht fahren.
Aber diesmal war er fällig. Und aufs Texten dieser Passbeschreibung freue ich mich schon jetzt. Von der ganzen Furka-Runde, deren Pässe allesamt nicht langweilig sind, hat mir der
Sustenpass am Besten gefallen.
Danach ging es durch die
Schöllen-Schlucht zum
Großen Sankt Gotthard. Die alte Kopfsteinpflaster-Buckelpiste von Norden nach Süden ...
... und die neue wieder zurück. Den Pass musste ich zweimal fahren. Erstens wollte ich beide Strecken sehen, und zweitens kam danach der nördlich liegende
Klausenpass an die Reihe, dessen Westrampe im oberen Teil an eine recht steil abfallende Bergflanke gezimmert werden musste.
Der Tag hat erst spät begonnen, daher bin ich auch nicht weit gekommen. Kurz hinterm Klausenpass, am Klöntaler See suchte ich mir einen Campingplatz. Und dort wurde ich richtig nett willkommen geheißen. Zum einen durfte ich das Motorrad nicht neben dem Zelt parken, was wahrscheinlich die meisten campenden Biker nicht verzückt. Sämtliche Kraftfahrzeuge standen auf großen Parkplätzen. Zum anderen wollten sie 1,20 Franken für einen 50 Liter Müllbeutel. Dazu meinte ich, das ich soviel Müll kaum produzieren werde, und meine leere Bierdose + die Baguette-Verpackung dann lieber mitnehme.
Plötzlich meldet sich ein alter quängelnder Sack hinten im Anmeldezimmer:
"
Jaja, das kennen wir. Und dann fahren sie als nächstes an einen Papierkorb am See und stopfen ihren Müll da rein. DIE MÜLLENTSORGUNG KOSTET DIE GEMEINDE GLARUS JÄHRLICH MILLIONEN"
Und zu anderen meinte er dann noch "
wegen einem Franckren zwanzrig".
Die Gemeinde Glarus, die einzige Gemeinde der Welt mit Kosten für Müllentsorgung. Das sind so Tage, an denen ich mich höllisch ärger, erst um 20:30 eine Unterkunft klarzumachen. Wäre es früher am Tag gewesen, hätte ich noch was anderes suchen und vorher diesem Pfeifenreiniger die Meinung sagen können. Aber so blieb ich ruhig und lächelte verwundert. Bei jedem Kommentar hätten die mich wahrscheinlich des Platzes verwiesen, und um die Uhrzeit sind Alternativen meist rahr. Man kennt das ja, Leute die ein klein wenig Macht haben, und sei es nur über die Platzvergabe auf einem Campingplatz, nutzen diese so gut es nur geht aus.
Ejal. Zelt aufgebaut, und an die zurückliegenden beiden Fahr- und Quasseltage gedacht, so überstand ich auch diese Qual mit einem Grinsen. Der Campingplatz ist auf alle Fälle einen Extra-Blogeintrag wert.
Morgen kommen zuerst noch 3 kleinere Pässe an die Reihe. Danach kann ich entscheiden: auf direktem Weg nach Hause zu fahren, oder einen Tag in den
Vogesen dranzuhängen.
Mätes