Tourtag 3 - Freitag 8. Juli 2011
Ein morgentlicher Blick aus dem Fenster zeigte, das Wetter sah gut aus, kein Regen weit und breit. Somit konnte ich in Ruhe ein opulentes Frühstück zu mir nehmen.
Phantastisch, was für Verhältnisse. Das weiße Zeuch links ist übrigens Butter, nicht etwa Käse. Da frage ich mich nun, was die Leutchens denken, was ich damit anstellen soll. In 4 Lagen übereinander auf die kleinen Brote schichten? Naja, das Futter hat gereicht, im Urlaub esse ich ohnehin weniger als üblich. Die beiden Tüten-Croissants habe ich sogar als Wegzehrung eingepackt.
Zuerst ging es die Ostrampe des
Passo Aprica hinunter, weiter nach Süden zum
Vivione. Ein Spur breite Piste, alles durch Wald, kaum Verkehr, ein Paradies auf Erden.
Oben durfte ich dann feststellen, das meine Helmkamera beschlagen war. Super, ausgerechnet an dem genialen Pass.
Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, das dadurch die Bildqualität nur geringfügig beeinträchtigt wurde.
Nach kurzer Pause ging es den
Vivione wieder hinunter, nach
Schilpario und hinein ins
Val di Scalve, in dem u.a. 4 lange Tunnel zu durchfahren sind, die so auf meiner Karte gar nicht eingezeichnet sind. Immerhin, zwischen den Tunneln liegt eine schön anzuschauende Schlucht.
Anschließend habe ich fast 2 Stunden damit verbracht, einen Schotterpass (keine Ahnung wie der heißt) östlich des
Lago d'Iseo und
Pisogne zu suchen, habe ihn aber zum Verrecken nicht finden können. Mit der Anfahrt in das Gebiet, der Fahrt duch hunderte kleine Ortschaften und natürlich dem Weg zurück ging unheimlich viel Zeit verloren. Und ein paar Regentropfen habe ich auch noch abbekommen, was mich natürlich an den freudigen Abend gestern erinnerte.
Plan-B war der
Croce Domini, den ich (noch leicht angesäuert von der sinnlosen Sucherei) mit kaum Stopps durchgefahren bin. Oben an der Passhöhe war nicht soviel los wie letztes Jahr, aber leer ist es in der Passhöhenhütte scheinbar nie.
Dort habe ich mit einem aus dem Schwabenländle bisl geplaudert und erfahren, das der
Spina gesperrt ist. Nicht gut, denn der sollte auch noch an die Reihe kommen. Aber zuerst, nachdem ichs gestern gecancelt hatte und es mir Stunden zuvor nicht vergönnt war, stand nun die erste Schotterstrecke auf dem Programm. Der
Crocette(i) startet gleich auf der Passhöhe des
Croce Domini, und kündigt sich gleich mit einer Reihe Warnschildern an.
Die ersten Meter waren zwar ein wenig ausgewaschen, aber danach ist das Sträßchen ein netter Feldweg, stressfrei zu fahren, auch mit wenig Schottererfahrung, massig Gepäck und Intermediates.
Außerdem waren es kaum 6 Kilometer Schotter, die restlichen waren asphaltiert. Hatte ich anders erwartet. Die Zufahrt zur Radarstation war leider geschlossen, und zwar richtig, mit fettem Eisentor, da war auch nix mit dem für Schotterpisten üblichen Spruch "ist gesperrt, kannst aber um die Schranke herumfahren" zu machen. Daher konnte ich mir die nicht aus der Nähe anschauen, ein 3D-Bild aus der Ferne musste reichen.
An der Passhöhe des
Maniva(i) angekommen, fuhr ich gleich weiter zur Auffahrt des
Spina, und siehe da ...
... Schwaben lügen nicht, Schwaben übertreiben nicht. Der
Passo della Spina war geschlossen, und das scheinbar für mehr als nur einen Tag. Eventuell ist dort die Tage soviel Regen runtergekommen, das es gleich die halbe Straße mitgenommen hat. Die Galerie, die vom
Maniva(i) aus gesehen werden kann, war jedoch in Ordnung, die hat es also (noch?) nicht den Berg herunter gespült.
Als Alternative bot sich die Nordrampe des
Maniva(i) an, und eine Fahrt weiter nach Osten durchs
Val di Caffaro, das gleich auf den
Lago d'Idro zu führt, der von oben sehr gut eingesehen werden kann.
Um den
Idro ging es herum, dahinter wartet der extrem geniale
San Rocco, bei mir fälschlicherweis als
Capovalle verbucht, muss ich nach dem Urlaub dezent abändern. Wer die Strecke zwischen dem
Lago d'Idro und
Lago di Garda schon einmal gefahren ist, weiß das da Kurven satt warten. Ein einziges hin und her, eine hundertfache S-Kurve. Wiedermal hatte ich mit dem Verkehr Glück, habe keinen
90er hingelegt, und bin heil am Gardasee angekommen.
Die Küstenstraße galt es weiter nach Norden zu fahren, in
Limone machten gerade Schwesterchen und Konsorten Urlaub. In
Limone konnte ich mir aber keine Unterkunft suchen, weil ich eine Sondergenehmigung für den
Tremalzo(i) brauchte, die man nur bekommt, wenn man weiter oben in einem der Bergdörfer nächtigt. Allerdings, die Preise für Hotels in der Gegend sind ganz schön abgehoben, was bei der Wahl der abgehobenen Straßennahmen auch kaum wundert.
Gefunden habe ich letztendlich ... wieder ... ein Appartment, Bed and Breakfirst, wieder für 50 Euro ÜF. Aber dafür schön gelegen, zwischen
Voltino und
Ustecchio auf der Via della Quercia, benannt nach dem Häusle
Villa delle Querce.
Mit der super-sympatischen, aber fast nur italienisch sprechenden Gastgeberin musste ich erst gut diskutieren, um herauszufinden, ob ich mich bei einer Übernachtung in ihrem Etablissiment für eine
Tremalzo(i)-Überquerung qualifiziere (dafür muss man in einem hart abgegrenzten Gebiet 2 Tage übernachten), und ob ich mit meinem Netbook ins Internet komme, sie somit WLAN im Programm hat. Nach zwei positiven Antworten überlegte ich vor der Tür noch, ob ich das machen, oder lieber für etwas mehr Geld in einen Hotel mit Halbpension übernachten soll, da kam schon einer der dortigen Gäste mit Gabel in der Hand aus dem Garten: "Wenn du Hunger hast, bisl Fleisch und gegrillte Tomaten sind gleich fertig."
Da war die Entscheidung dann wohl gefallen, wo sonst wird man schon so empfangen. Ich sagte der Vermieterin zu und setzte mich, noch immer in Lederklamotten eingepackt erstmal zu Karin und Heinz (der Herr mit der Gabel), letzterer früher auch Biker und hatte aus alten Zeiten viele witzige Stories auf Lager. Das Motorrad stand währenddessen noch bepackt irgendwo vor dem Haus herum, während mein ins Gras gelegter Helm von Ameisen eingenommen wurde.Eile hatte ich Null Komma Null.
Vom Garten aus hat man allerbesten Blick auf den Gardasee, und abgesehen von den zirpenden Bäumen ist im Garten sehr ruhig. Weit ruhiger als weiter oben in
Vesio oder unten am See in
Limone. Später kamen dann noch Schwesterchen, Schwägerchen und Nichtchen dazu, und bis 1 Uhr wurde die Stille, der Sternenhimmel und der Blick auf den See genossen. Das mit der Antesterei des Internetzugangs musste ich auf den nächsten Tag verschieben.
Der Tag fing gut an, hatte mit der Streckensuche und der wettertechnischen Unsicherheit einen kleinen Tiefpunkt, und fand am Abend ein sehr schönes Ende. Morgen wird dann hoffentlich
tremalziert(i), sofern es das Wetter zulässt.
Gruß vom Gardasee, alles wunderbar hier,
Martin